Die alte Dame haut mächtig auf die Pauke

Die Gesellschaft der Musik- und Theaterfreunde feiert ihren 90. Geburtstag. Eine wichtige Stütze für Theater und Orchester.

Damals wie heute: „Die öffentlichen Gelder für die Kultur waren schon immer knapp“, weiß Thomas Beaujean. Also schritten 1924 honorige Aachener Bürger zur Tat und gründeten die Gesellschaft. In wirtschaftlich bitterer Zeit nur wenige Jahre nach Weltkrieg I war es ihr Ziel, das Stadttheater und sein Sinfonieorchester ideell und materiell zu fördern.

Wiederaufbau nach dem Krieg

So ist es auch heute noch. Vorsitzender Thomas Beaujean blättert noch einmal im Geschichtsbuch zurück: „Die Gesellschaft war nie so wertvoll wie in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als alles kaputt war. Nach 1945 haben die Musik- und Theaterfreunde Enormes geleistet. Mit ihren Spenden konnten Instrumente angeschafft werden, und auch der Bühnenboden des Theaters konnte wieder aufgebaut werden.“

Heute geht ein anderes Gespenst um in den Kommunen, ein Gespenst namens „Haushaltssperre“. Damit droht den „freiwilligen Leistungen“ der Rotstift. Musik und Theater sind solcherart „freiwilig“. Weshalb der Dirigent Thomas
Beaujean, vielfacher Chorleiter in der Euregio und langjähriger Leiter der Musikschule Aachen, mahnt: „Ich kann nur immer wieder an alle Politiker appellieren: Tut etwas und tut genug für die Kultur!“

Rund 250 Mitstreiter zählen die Musik- und Theaterfreunde heute. Sie sind mit weitem Abstand eine der ältesten Initiativen, die Theater und Sinfonieorchester unterstützen. Und sie werden nicht nachlassen, „darauf hinzuweisen, wie wichtig Theater und Orchester sind“, verspricht Beaujean. Die Gesellschaft finanziert maßgeblich die Kammermusikreihe des Sinfonieorchesters im Spiegelfoyer des Stadttheaters. Die Sonntags-Matineen und Montagabend-Konzerte wären sonst nicht möglich.

Allergrößten Wert legt die Gesellschaft auf die musikalische Förderung der Jugend. „Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, junge Menschen an die klassische Musik heranzuführen“, sagt der Vorsitzende. Heute sei das „wahrscheinlich schwieriger als 1924“. In den vergangenen Jahren bot die Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Musikschule Aachen jährlich ein Kinderkonzert im Ballsaal des Alten Kurhauses an. „Konzerte für junge Hörer“ heißt die Initiative,in deren Rahmen sie das Projekt „Jugend musiziert für Jugend“ auf den Weg brachte – jugendgerecht, niveauvoll und mit altersgemäßer Moderation.

Auch beim Jubiläum der „alten Dame“ steht die Jugend obenan. „Zwei der drei Veranstaltungen sind Konzerte für Kinder und Jugendliche, ausgeführt von Kindern und Jugendlichen“, freut sich Thomas Beaujean. Das „KinderOrchesterNRW“ mit bis zu 80 Kindern und Jugendlichen im Alter von acht bis 17 Jahren tritt auf. Sie kommen aus allen Landesteilen Nordrhein-Westfalens, fünf aus Aachen und der Region. Mit von der Jubiläumspartie ist auch das Jugendsinfonieorchester Aachen, eine Initiative von Sinfonieorchester und Theater Aachen. Aus Maastricht kommt „Amikejo“, was auf Esperanto „Ort großer Freundschaft“ bedeutet. 65 junge Musikerinnen und Musiker aus der Euregio Maas-Rhein zwischen zwölf und 23 Jahren musizieren auf hohem Niveau.

Unterstützer gesucht

Ein weiteres Angebot der Musik- und Theaterfreunde ist die Reihe „Musik & Literatur“. In der Theresienkirche in der Pontstraße werden bei freiem Eintritt an vier Abenden im Jahr – jeweils an den zweiten Freitagen der Monate März, Juni, September und Dezember – Musik und Lesungen angeboten.

Und einen Wunsch hat Thomas Beaujean zum 90. Geburtstag der „alten Dame“ auch: „Alle Musikfreunde, die die Ziele der Musik- und Theaterfreunde unterstützenswert finden, sind herzlich eingeladen, sich uns anzuschließen.“

Infos:

Gesellschaft der Musik- und Theaterfreunde
Sekretariat: Talbothof 43
52070 Aachen
Telefon 0241/15 77 73

Aachener Nachrichten, Werner Czempas, 13.09.2014